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Das Thema, mit dem ich mich in diesem Jahr wohl am meisten auseinandergesetzt habe, ist Zeit. Das klingt vielleicht plump, aber nichts beschäftigte mich 2016 mehr. Wie teilt man seine Zeit am sinnvollsten ein? Wie findet man Zeit für die Dinge und Menschen, die einem wirklich wichtig sind? Wie strukturiert man sich, um mehr Zeit zu haben?

Am Ende dieses ereignisreichen Jahres kann ich sagen: ich habe zwar noch kein Patentrezept gefunden, aber ich bin meiner ganz persönlichen Lösung schon ein gutes Stück näher gekommen.

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Mütze – Paula strickt
Schal, Mantel – secondhand
Shirt – selbstgemacht
Kleid – Monki
Kette – Moorea Seal
Strickjacke – 24colours
Boots – Clarks
Tasche – Fossil

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Anfang des Jahres entwickelte sich mein Unternehmen so gut, wie ich es mir nie erträumt hätte. So sehr ich mich darüber freute, so sehr stellte ich es mich auch immer wieder vor Herausforderungen. Noch war Schleifenfänger eine One-Woman-Show und das bedeutete: immer, wenn ich eine Kundin mit viel Liebe beriet oder mir reichlich Zeit für eine Anprobe nahm (wie ich es von Herzen gerne mache), hatte ich das Gefühl, eigentlich an der Nähmaschine sitzen und weiterarbeiten zu müssen.

Ich arbeitete oft am Wochenende, zum Teil an Feiertagen und auch die eine oder andere Nachtschicht blieb nicht aus. Irgendwann hatte ich das Gefühl, meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden zu können und meinem Leben wie der Hase bei Alice im Wunderland ständig mit der Uhr in der Hand hinterherzurennen – “keine Zeit, keine Zeit”. Stück für Stück realisierte ich, dass es für mich so nicht weitergehen könnte.

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Ich berichte meiner ehemaligen Lehrmeisterin von meinem Konflikt und fragte sie um Rat. Sie erzählte ihrer Auszubildenden davon und diese schickte meine jetzige Mitarbeiterin Jessica bei mir vorbei – gelernte Maßschneiderin mit Berufserfahrung im Brautmodenbereich. Ein echter Glücksgriff! Obwohl ich mich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht bereit fühlte für eine Festanstellung, entschied ich, dass ich diese Chance nicht vorbeiziehen lassen dürfte. Seither unterstützt sie mich 20 Stunden in der Woche im Bereich Schneiderei, Beratung und Zuschnitt. Im Oktober kam meine Auszubildende Andrea hinzu.

Stück für Stück erkämpfte ich mir die Freiheit, mich mit den Dingen zu beschäftigen, die mir am meisten Freude bereiten. Auch mal an der Nähmaschine zu sitzen oder am Zuschneidetisch zu stehen, aber vor allem Kunden zu beraten, Entwürfe für Trau(m)kleider zu erarbeiten, mich mit Social Media und Marketing zu beschäftigen. Plötzlich realisierte ich, dass ich in diesem Jahr meinen Traumberuf geschaffen hatte. Und mir selbst Zeit geschenkt hatte, was in meinen Augen so viel wichtiger ist als ein fettes Gehalt.

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Immer wieder traf ich in diesem Jahr Entscheidungen, die vor allem einem Ziel dienen sollten: mir selbst mehr Zeit, Klarheit und Freiräume zu schenken. Diese Entscheidungen zu treffen war oftmals auch mit Schwierigkeiten verbunden, denn am liebsten würde ich ALLES machen und das zu jeder Zeit. Doch ich erkannte nach und nach, dass ich mir keinen Gefallen damit tat, alles zu machen und nichts davon richtig.

So kann ich jetzt sagen, dass ich an einem Punkt angekommen bin, an dem ich sehr glücklich und zuversichtlich bin, für die Zukunft gewappnet zu sein. Ich bin gespannt, welche neuen Abenteuer und vielleicht auch Hürden im kommenden Jahr auf mich warten. Doch mit den wunderbaren Menschen an meiner Seite und Selbstvertrauen in der Hinterhand werde ich hoffentlich auch diese meistern können. Ich werde wie auch in diesem Jahr Fehler machen, aber versuchen, diese nicht zu bereuen, sondern daran zu wachsen und daraus zu lernen.

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Ich wünsche euch allen morgen einen wundervollen Jahreswechsel und einen tollen Start ins Jahr 2017! Möge es ein glückliches und friedlicheres Jahr voller wertvoller Momente werden.