Ich bekomme oft E-Mails von Leserinnen, die mit dem Nähen anfangen möchten, aber nicht so recht wissen, wo sie beginnen sollen. Deshalb möchte ich heute die 5 wichtigsten Fragen beantworten.

1. Was muss ich beim Kauf einer Nähmaschine beachten?

Für die ersten Nähversuche empfiehlt es sich, eine Nähmaschine von Freunden oder Verwandten auszuleihen oder sich in einem Nähcafé (zum Beispiel lydiatrudi in Leipzig) erstmal ein wenig mit dem neuen Hobby vertraut zu machen. Ist man sich dann sicher, dass das Nähen einem wirklich liegt und man sich dem ganzen öfter widmen möchte, empfiehlt sich der Kauf einer eigenen Nähmaschine.

Wie ein Auto sollte man eine Nähmaschine wenn möglich immer “Probe fahren”, bevor man sie kauft. Möchte man lange Freude an der Maschine haben, lohnt es sich, etwas mehr zu investieren. Im Fachgeschäft wird man gut beraten, kann in aller Ruhe probieren und hat einen Ansprechpartner vor Ort, falls die Nähmaschine später mal streikt.

Eine tolle Alternative zum Neukauf sind Nähmaschinen aus zweiter Hand. Für einen günstigen Preis bekommt man hierbei meist eine Maschine von solider Qualität – sofern diese gut gepflegt und gelagert wurde. Ich lernte selbst Nähen auf der alten Veritas-Maschine meiner Mama und während die günstige AEG-Nähmaschine, die ich danach hatte, nur 2 Jahre hielt, näht meine Mutter noch heute auf ihrer Veritas. Auch bei gebrauchten Nähmaschinen gilt natürlich: ausprobieren! Bei eBay oder eBay Kleinanzeigen sollte man immer nach Angeboten in der Nähe suchen, so dass man hinfahren kann, um sich selbst vom Zustand der Nähmaschine zu überzeugen.

Generell gilt: die Nähmaschine sollte stabil wirken und keinesfalls klapprig oder billig. Geradstich und Zickzackstich reichen in der Regel vollkommen aus. Zusätzlich ist ein Knopflochprogramm von Vorteil. Möchte man irgendwann regelmäßig Jersey verarbeiten und wünscht sich bei Kleidungsstücken eine professionelle Innenverarbeitung, lohnt sich die Investition in eine Overlock – zu Beginn benötigt man diese jedoch noch nicht.

2. Welches Zubehör brauche ich am Anfang wirklich?

Firmen wie Prym verkaufen allerlei nützliches Nähzubehör – aber auch vieles, was man zu Beginn noch gar nicht haben muss. Die wichtigsten Basics für Nähanfänger sind eine Papierschere sowie eine kleine und eine große Stoffschere, wobei man die kleine zum Abschneiden von Fäden und Auftrennen verwenden kann und die große zum Zuschneiden von Stoff. Man sollte die Stoffscheren niemals für Papier verwenden und umgekehrt, weil sie sonst stumpf werden und man nicht lange Freude daran hat.

Nähgarn, Näh- sowieso Stecknadeln, ein Maßband und ein Geodreieck gehören ebenfalls zur Grundaustattung. Außerdem praktisch: Bleistifte und Papier zum Aufzeichnen von Schnitten (am Anfang tut es Zeitungspapier, später kann man sich eine Rolle Schnittmusterpapier bestellen, mit dem man auch gut Schnitte abpausen kann) und Schneiderkreide zum Markieren der Nahtzugaben. Auch ein Bügeleisen ist sehr hilfreich – jedes genähte Stück wirkt gebügelt gleich hochwertiger.

Mehr braucht man eigentlich nicht, um zu starten – ausgefallene Nähfüßchen und spezielle Utensilien wie Schrägbandformer oder Heftgarn kann man sich später immer noch kaufen oder von netten Menschen schenken lassen.

3. Welche Projekte sind gut für Anfänger geeignet?

Zu Beginn würde ich Teile ohne Rundungen empfehlen, also zum Beispiel einfache Taschen oder Kissenbezüge mit Hotelverschluss. Bei solchen Accessoires kommt es nicht auf den Millimeter an und man bekommt ein gutes Gefühl für die Nähmaschine. Fühlt man sich dann etwas sicherer, sind einfache Kleidungsstücke wie Röcke mit Gummibund oder gerade geschnittene Kleider ohne Reißverschluss eine gute Idee.

4. Wie entwickle ich meine Nähkenntnisse weiter?

Möchte man seine Fähigkeiten erweitern, muss man immer mal wieder etwas Neues ausprobieren. Am besten ist es, sich schrittweise zu steigern und ein schwieriges Element, wie einen Reißverschluss, einen Handsaum oder Knopflöcher, in ein Projekt einzubauen, das einem ansonsten schon vertraut ist. Auf einen Rock mit Gummibund könnte also beispielsweise ein etwas anspruchsvollerer Rock mit Reißverschluss und Bund folgen.

Will man alles auf einmal lernen und stürzt sich nach dem ersten Kissenbezug sofort auf einen Wintermantel, ist die Gefahr groß, dass man sich überfordert fühlt und das Projekt irgendwann unvollendet in der Ecke landet. Weniger Angst, Fehler zu machen, hat man übrigens auch, wenn man am Anfang günstigere Stoffe verwendet, zum Beispiel von Karstadt, Stoffe.de oder Alfatex. All die herzzerreißend schönen, gemusterten und etwas teureren Stoffe kann man später verwenden, wenn man ein wenig geübter ist.

5. Sollte ich an einem Nähkurs teilnehmen?

Vor allem zu Beginn gibt man schnell auf, wenn man ganz allein ist. Das Nähen in einer Gruppe ist nicht nur sehr lehrreich und inspirierend, sondern auch motivierend, denn man hat meistens einen festen Termin und wird somit auch ein Stück weit “gezwungen”, im hektischen Alltag Platz fürs kreative Hobby zu schaffen.

Mir hat meine Mama damals die Grundlagen beigebracht, aber nach einiger Zeit wollte ich meine Kenntnisse vertiefen und nahm an einem Nähkurs teil, bei dem verschiedene Schneidertechniken erklärt wurden. Kurse sind also nicht nur für den Anfang geeignet, sondern auch dann, wenn man das Gefühl hat, sich nicht mehr weiterzuentwickeln und gerne etwas Neues lernen möchte. Neben Nähkursen sind dafür aber natürlich auch Tutorials bei Youtube oder auf Blogs und Nähbücher sehr gut geeignet.

Letztendlich ist es also Geschmackssache, ob man eher der Typ für einen Kurs mit festem Termin ist oder sich lieber daheim die Nähmaschine schnappt, wenn einem gerade der Sinn danach steht – und natürlich kann man auch beides machen.

Ich hoffe, meine Tipps waren hilfreich für euch! Wie immer freue ich mich über Hinweise und Ideen in den Kommentaren!

Alles Liebe,