Meine liebe Kommilitonin und Freundin Jill (deren zauberhaften Blog ihr euch unbedingt ansehen müsst) hat sich bereit erklärt, das erste weihnachtliche Basteltutorial für dieses Jahr bereitzustellen: sie zeigt euch, wie ihr selber Bücher binden könnt! Eure Lieben werden Augen machen, wenn sie erfahren, dass ihr so ein perfektes Buch selbst gebunden habt…

Hallo liebe Leserinnen und Leser von Laus Blog,

ich freue mich, heute Gast auf ihrem Blog zu sein und eine meiner Fertigkeiten an dich weitergeben zu können.

Laura und ich studieren zusammen Modedesign in der sächsischen Provinz. Wir haben schnell festgestellt, dass wir einen ähnlichen Geschmack haben, was diy angeht und wir tauschen uns auch oft über Ideen, die haben, aus. Im letzten Semester hatte ich nun zur Dokumentation meiner Semesterarbeit ein großes Buch gebunden, das von den anderen ausgiebigst bewundert wurde. Ich bin ja auch (natürlich nur ein ganz kleines bisschen) eitel und das hat mir natürlich sehr geschmeichelt. Allerdings freue ich mich ebenso sehr, wenn andere etwas schönes schaffen, also überlegte ich mir, dass ich einen Workshop zum Buchbinden anbieten könnte. Hatte ich anfangs noch leise Zweifel, dass es vielleicht niemanden interessiert, wurde ich eines besseren belehrt und der Zuspruch war groß. Vor ein paar Wochen an einem Feiertag war es soweit, wir haben unsere Bücher hergestellt. Und für dich ist dabei dieses Tutorial herausgekommen.

Pünktlich zur Weihnachtsbastelei will ich euch nämlich zeigen, wie man ein richtiges Buch bindet. Vielleicht hast du ja jemanden gern, der oder die gern malt oder Tagebuch schreibt. Dann ist das doch genau das richtige Geschenk. Bei uns unterscheidet man meist zwischen 2 Arten der Bindung. Dem richtigen Buchbinden, wie es bei Hartcovern gemacht wird, und der Klebebindung, wie bei Taschenbüchern üblich. Natürlich gibt es noch andere Arten der Bindung, die meist zu dekorativen Zwecken, wie Ringbindung und japanische Bindung, angewandt wird. Doch wir halten es ganz old school und schreiten mit Nadel und Faden zur Tat.


Als erstes die Zutatenliste:

  1. Richtig viel Papier! Wir haben ungefähr 2 Wochen vor dem Workshop angefangen Papier zu sammeln. Da dies ein Recyclingprojekt ist, haben wir folgendes im Angebot → alte Kopien, schöne Zeitschriftenseiten, Papier aus Schreibblöcken, Transparentpapier, Tapete, Maluntergründe, Karteikarten, alte Papphefter, Collagen, Flyer und was euch sonst noch in die Hände fällt. Tipp: stell dir  an eine prominente Stelle eine kleine Kiste, in der du gleich jedes schöne Papier sammeln kannst. Da wir mehrere Mädchen waren, haben wir unsere Vorräte einfach zusammengeschmissen und dann könnten sich alle aussuchen, was ihnen gefiel. Teilen und tausche n machen nämlich ziemlich Laune, so wie damals Sticker sammeln.
  2. Eine Papierschere
  3. Eine Stoffschere
  4. Pappe, die mindestens doppelt so groß ist, wie euer gewünschtes Endformat
  5. verschiedene Stoffstücke
  6. Leim (am besten eignet sich Holzleim, der macht alles fest)
  7. Klemmenzwingen
  8. Nähnadel
  9. Nähgarn
  10. wenn mögliche 2 Holzbrettchen

Wenn du das alles zusammengesammelt hast, kannst du dein Papier raussuchen und dir überlegen, welches Format du haben möchtest. Am Anfang ist es sicher am einfachsten, ein Din A4 oder A5-Format zu wählen. Wenn du mehr Übung hast, kannst du auch ausgefallenere Größen wählen. Dann kommt erstmal die Pflicht, nämlich die Bögen, die größer als dein Format sind, zurechtzuschneiden. Bedenke: wenn du ein A4 Buch machen möchtest, dann müssen deine Bögen größtenteils A3-Format haben. Natürlich ist es nicht schlimm, wenn ein paar Seiten kleiner sind. Das ist sogar sehr charmant. Aber sie sollten nicht größer sein.

Dann faltest du alle Blätter in der Mitte und legst immer ca 5 Stück ineinander. 

Danach nimmst du dir ein Stoffstück und misst 3 Streifen a 20×3 cm ab und schneidest sie zu. Du musst dafür nicht deinen schönsten Stoff verwenden und ein bischen ungenau kann es auch sein. Die Streifen sieht man nämlich am Ende, wenn alles gut geht, gar nicht mehr. Aber je dicker und je größer dein Buch wird, desto größer solltest du auch deine Streifen machen.

Jetzt geht es ans nähen. Lass dich von der anfänglichen Fummelei nicht entmutigen, den Dreh hast du schnell raus. Du legst also deine gefalzten Stapel übereinander und schlägst deine Streifen in regelmäßigen Abständen darum. Dann nimmst du dir Nadel und Faden zur Hand. Nimm den Faden ruhig 2 mal und mach am Ende einen dicken Knoten rein. Das hält einfach besser. Nun stichst du von Außen mindestens 1 cm vom Rand entfernt in die Mitte deiner Falz.

Und zwar durch alle 5 Schichten hindurch. Und pass auf, dass du auch einigermaßen in der Mitte herauskommst.

Der nächste Stich, den du tätigst, sollte auf der Außenseite an der Oberkante deines 1. Stoffstreifens rauskommen. Mach lieber keine kleineren Stiche, sonst hast du am Ende kein Buch, sondern einen Abreißblock. Denn durch viele kleine Stiche wird das Papier perforiert und reißt schnell. Dann legst du den Faden um den Streifen und stichst an der Unterkante wieder ein. So Stoff hat ja die Angewohnheit, rumzulabbern. Du kannst dir also auch gern kleine Punkte über und unter deine Stoffstreifen malen, damit du weißt, wo du einstechen musst, damit alles schön ordentlich wird.  Den Stoff darfst du nicht festnähen. Der muss unbedingt beweglich bleiben. Das ist sowas von wichtig! Warum? Das kommt gleich. Erstmal wird genäht. Wenn du alles richtig gemacht hast, führt dein letzter Stich aus der Falz raus und du kannst mit deinem nächsten Stapel genauso weitermachen. Bis alle weg sind. Wenn dein Faden zur Neige geht, versuch ihn an der Außenseite möglichst knapp anzuknoten und dann geht’s weiter. Alles, was außen ist, sieht man später nämlich nicht mehr.

Jetzt bist du fertig mit nähen. Dann kann ich dir auch verraten, was es mit dem Stoff auf sich hat. Also, du leimst jetzt eine Seite Stoff richtig gut ein, klebst sie fest und wartest kurz. DANN ziehst du so kräftig wie möglich an der anderen Seite und damit deinen Papierstapel zusammen. Das wird auch geleimt und gleich festgeklemmt. Das machst du dann noch 2 Mal. Das muß jetzt erstmal trocknen.

In der Zwischenzeit machst du den Buchumschlag. Dafür brauchst du 2 Pappen, die etwas größer sind, als dein Seitenformat. An jeder Kante 0,5 cm ist ein gutes Maß. Dann brauchst du einen Pappsteifen für den Buchrücken. Der ist genauso lang wie dein Buchdeckel, aber nur so breit wie dein Papierstapel. Da musst du also nichts dazugeben.

Dann suchst du dir die Stoffe aus, in denen du dein Buch einschlagen willst. Sie sollten immer etwas größer als die Pappen sein. Dann klebst du erstmal wieder mit dem guten Holzleim alles fest. Und zwar so: als erstes den dünnen Pappstreifen in die Mitte. Dann mit ca 3 mm Abstand jeweils die großen Pappen. Und dann erstmal trocknen lassen. Dabei kommen die Brettchen zum Einsatz. Damit kannst du das Ganze nämlich noch ein wenig gerade pressen.

Dann klebst du den Stoff für die Deckel drüber. Du kannst es, wie Laura, knappkantig machen. Oder du kannst etwas unterhalb des Randes kleben, dann sieht man den anderen Stoff noch. Vielleicht hast du ja zuhause ein altes Buch rumliegen, dass auch in Stoff gebunden ist. Da kannst du dir Anregungen holen.

Jetzt wird aber weitergeleimt, was das Zeug hält. Wenn du etwas dickeren Stoff verwendest, bietet es sich an, die Ecken erst abzuschneiden und dann einzuschlagen. Bei dünnerem Stoff geht es auch so. Und alles wieder festleimen und mit Klemmen fixieren. Das machst du jetzt an deinem ganzen Deckel.

Das muss jetzt auch erstmal trocknen. Währenddessen kannst du dir einen Tee kochen. Oder ein kleines Schläfchen halten.

Nun kommt die finale Kleberei. Als erstes viel Leim auf den dünnen Pappstreifen. Dann deinen Buchrücken mit den Falzkanten draufdrücken und ein bischen gedrückt halten. Nun kannst du dir ein dickeres Papier suchen, das du als Deckblatt einklebst, nämlich einmal am Buchdeckel und einmal an der Stoffstreifenseite. Das machst du bei der anderen Seite genauso.

Jetzt heißt es wieder warten und pressen. Und nicht die ganze Zeit dran rumfummeln.

Und wenn es trocken ist, kannst du dein Buch bewundern.

Tausend Dank für den Workshop und das wunderbare Tutorial, Jill! Übrigens: wenn ihr Lust auf noch mehr weihnachtliche Bastelideen habt, solltet ihr ab sofort jeden Montag hier vorbei schauen. Bis Weihnachten gibt’s montags immer tolle Ideen für Geschenke, mit denen man seine Lieben ebenso glücklich machen kann wie sich selbst…