In meiner großen LeserInnenumfrage fand ich heraus, dass viele von euch gern mehr über mein Berufsleben lesen würden. Also fange ich mal mit einem Post zu einem der Hauptthemen an, die mich als Selbständige tagein, tagaus umtreiben. Denn im größten Vorteil der Selbständigkeit – nämlich dem selbstbestimmten Arbeiten, nach eigenen Vorstellungen in Bezug auf Ort und Zeit – liegt auch schon die größte Schwierigkeit: man muss sich selbst immer wieder aufs Neue motivieren und disziplinieren.

Ich bin weit entfernt davon, eine Expertin auf diesem Gebiet zu sein, aber nach 4 Jahren als Selbständige und einem Studium, das viel Eigenmotivation erforderte, würde ich gerne meine Tipps mit euch teilen – und freue mich natürlich auch auf eure Ideen!

Finde heraus, was dich motiviert

Ich finde es wichtig zu wissen, was einen selbst antreibt und genau das immer wieder in die eigene Arbeitsroutine einzubauen. Über die Jahre habe ich herausgefunden, dass positives Feedback von außen und Fotoshootings die beiden Dinge sind, die mich am meisten motivieren.

Als Selbständige habe ich im Alltag niemanden, der mich lobt oder kritisiert und mir auch mal sagt, dass ich etwas gut gemacht habe (außer mich selbst – aber dazu später mehr). Als extrovertierter Mensch mag ich daher Gelegenheiten, bei denen ich meine Arbeiten mit anderen teilen kann. Messen, Märkte, Events und der Blog (also ihr und eure Kommentare!) geben mir sehr viel Kraft, weil ich mich dabei mit gleichgesinnten Menschen austauschen kann.

Eine weitere große Motivation für mich sind Fotoshootings. Ich liebe sie einfach! Die aufregende Zeit der Vorbereitung und Planung, dann ein paar Nachtschichten, bis alles fertig ist – und die Fotos entlohnen einen einfach für alles! Auch Shootings versuche ich daher regelmäßig in mein Arbeitsleben einzubauen. Das letzte Shooting war recht spontan, um meine aktuelle Kollektion für die Messe festzuhalten, aber ich mag die entstandenen Bilder sehr gern.

Finde einen Partner

Einen Geschäftspartner zu haben ist in vielerlei Hinsicht sinnvoll. Zum einen kann man sich natürlich in die Aufgaben hineinteilen – und hat so vielleicht mehr Zeit für das, was einem Spaß macht. Zum anderen ist es extrem motivierend zu wissen, dass man nicht nur für sich allein arbeitet.

Ich selbst habe keinen Partner, aber verschiedene Wege gefunden, eine gewisse Kontrolle von außen in meinen Alltag zu integrieren. Zum einen spreche ich mit Freunden und Familie viel über Pläne und Ziele. Sie helfen mir dabei, Strategien zu entwickeln und haken auch mal nach, ob ich an der Sache drangeblieben bin.

Auch Stammtische sind toll, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Zudem finde ich es sehr motivierend, sich für konkrete Projekte mit anderen Kreativen zusammenzutun, bei mir beispielsweise für Fotoshootings.

Schaffe klare Regeln

Im letzten Semester meines Modedesignstudiums habe ich größtenteils von Zuhause aus gearbeitet – und gemerkt, wie schwierig es sein kann, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, wenn ein Berg Wäsche und der Abwasch auf einen warten, die Wohnung dringend mal wieder gesaugt werden müsste und der Kleiderschrank unordentlich ist. Sehr geholfen hat es mir irgendwann, ganz klare Regeln zu schaffen.

Von einer Unternehmensberaterin hörte ich, dass sie eine Zeit lang ihren Arbeitsraum Punkt um 9 aufschloss und abends wieder verriegelte, um sich selbst zu disziplinieren. So streng wollte ich nicht mit mir selbst sein – zumal meine Arbeitszimmer Wohnzimmer und Küche hießen. Aber ich definierte Kernarbeitszeiten, an die ich mich zu halten versuchte. Für mich selbst legte ich fest, zu dieser Zeit wirklich am Schreibtisch – oder an der Nähmaschine zu sitzen – und alle privaten Dinge links liegen zu lassen. Das klappte nicht immer, war aber ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Mit meinem eigenen Lädchen und festen Öffnungszeiten fällt es mir jetzt viel leichter, mich zu strukturieren. Auch die Arbeit für Auftraggeber, mit denen ich konkrete Arbeitszeiten vereinbart habe, ist kein Problem. Aber klare Regeln finde ich nach wie vor wichtig, um auch mal Zeiten zum Entspannen zu haben und das Geschäftliche besser vom Privaten trennen zu können.

Setze dir Ziele

Ich liebe To-Do-Listen! Und vor allem liebe ich es, Punkte abzuhaken. Es ist gut zu wissen, was einen motiviert, wenn man mal eher unliebsame Aufgaben zu tun hat. Der Gedanke, es danach wegzuhaben und den Punkt abhaken zu können, reicht mir manchmal schon, um die Zähne zusammenzubeißen und es einfach zu tun. Meine Mama meinte letztens, es hilft ihr, bei unliebsamen Aufgaben Hörspiele zu hören. So muss jeder selbst herausfinden, was ihn oder sie bei der Stange hält, wenn es mal nicht so gut von der Hand geht.

Ziele zu setzen ist aber natürlich auch wichtig, um sich und sein Unternehmen immer weiterzuentwickeln. Damit stehe ich zur Zeit noch ziemlich am Anfang und habe mir zwar bereits Ziele gesetzt, muss aber erst noch sehen, wie sich diese umsetzen lassen.

Sei kritisch

An diesem Punkt arbeite ich noch. Es ist schwer, sich selbst gegenüber so kritisch zu sein wie es ein Chef seinem Angestellten gegenüber wäre. Hier hilft erneut der Blick von außen, indem man das Feedback von Freunden und Verwandten nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern auch annimmt.

Glaubt mir: mein Umfeld hat in diesem Punkt einiges zu ertragen, weil ich sehr bockig sein kann. Meistens denke ich dann aber nochmal drüber nach und entscheide mich, zumindest einen Teil der Kritik umzusetzen. Auch sein eigenes Handeln sollte man immer wieder kritisch hinterfragen. Wenn Kritiker und Kritisierter ein und dieselbe Person sind, ist das jedoch nicht immer einfach.

Belohne dich selbst

Belohnt werden wir alle gern. Und wenn wir keinen Chef haben, der uns sagt, dass wir etwas super gemacht haben, müssen wir selbst für eine kleine Belohnung sorgen. Das kann etwas ganz Einfaches sein wie ein Waldspaziergang oder eine Pizza vom Lieferdienst nach einer anstrengenden Woche. Nach einem großen Projekt gönne ich mir aber auch gern etwas Besonderes.

So gönnte ich mir nach dem Erscheinen meines ersten Buches das Parfüm “Eau So Fresh Daisy” von Marc Jacobs – und erfreue mich immer noch daran. Wichtig ist aber, sich regelmäßig zu erinnern, dass Zeit das Wertvollste ist, das du dir selbst schenken kannst. Ein freier Abend ohne Termine sollte ab und zu auf jeden Fall drin sein, um wieder zu sich selbst zu finden.

Ich hoffe, es waren ein paar hilfreiche Tipps für euch dabei. Jetzt bin ich gespannt auf eure Wege und Taktiken, um euch selbst zu motivieren!